Bei den Römern gab es schon sehr früh Familien die den Namen Loll getragen haben. Im RE heißt es auf S. 1375 " Lollius, römischer Familienname, offenbar nicht stadtrömisch, begegnet uns zuerst im 3.Jh. v. Chr." Hieraus und aus den in Rom und verschiednen "provincia" gefundenen Personennamen ist dies zu vermuten. Wenn man bedenkt, daß das Römische Reich rd. tausend Jahre bestanden hat, gibt es sowohl in der Zeitspanne, als auch im Raum der römischen Herrschaft unglaublich viele Forschungsnotwendigkeiten. Folgende Personennamen wurden z.B. gefunden im (CIL Bd.6, 1926 S.118 u.119),
M.Lollius Aeschines | 21445,21446 |
Sex Lollius Albanus | 38564 |
Q. Lollius Alcamenes | 29707 |
M. Lollius Alexander | 9433 |
Q. Lollius Q.I.Alexander | 10375 |
Lollius Amarantus | 5603 |
M. Lollius Amaranthus | 483 |
M. Lollius Anteros | 33134 |
M.Lollius Antiochus | 21447 |
Q.Lollius Abtiochus | 21448 |
M. Lollius M.l.Aristo | 21449 |
Lollius Ar[r]untianus | 27241 |
M. Lollius Artemidorus | 7824 |
..Lollius [Ascl]epiades | 21450 |
M. Lollius Asiaticus | 21482 |
M. Lollius Athenagoras | 27799 |
M. Lollius Atticus | 21454 |
Lollius Bassus | 21077 |
L. Lollius L.l.Blaesus | 21452 |
Ael(ius)Loll(ius) C.... | 32561 |
Q.Lollius Q.f.Caesianus | 32638 |
Q. Lollius Carpio | 27661 |
Q. Lollius Q.l.Castor | 21453 |
M.Lollius Cinnamus | 200 |
C.Lolli(us) Clarus | 1057 |
Lollius Constantin(us) | 2457(=XI 3845) |
M. Lollius M.l.Cosmocles | 21455 |
P. Lollius Cosmus | 21454 |
Q.Lollius Q.l.Damasippus | 40376 |
M. Lollius Daphnus | 14308 |
M. Lollius Diadumenus | 27799 |
Es folgen hier in dieser Quelle
dies sind weitere 139 Namen. Nicht
berücksichtigt dabei ist die Schreibweise "Lollianus".
Appian, Cicero und Varro gehen von der Einnamigkeit in der
frühhistorischen Zeit Roms aus. Ernst Meyer sagt, daß dann in der
klassischen Zeit sowohl der römische als auch der italische
Personenname zweiteilig ist. Er besteht aus dem praenomen
(Vornamen) und dem nomen (Namen, Geschlechtsnamen, Gentilnamen).
Der Gentilname ist erblich. Eine besondere Bedeutung haben dann
später die tria nomina. Der Name einer Person hat die Aufgabe
diese eindeutig zu bezeichnen. Es bestand in Rom und allen
römischen Provinzen eine Meldepflicht. Neugeborene mußten z.B.
innerhalb von 30 Tagen nach der Geburt beim praefectus aerarii
angemeldet werden.
Bei der Erforschung der Entstehung eines Namens ist die
Zugehörigkeit zu welchem Stand die Person gehört aufgrund der
Quellenlage von Bedeutung. Da die Literatur der römischen Welt
sich überwiegend um das Leben des ersten Standes gekümmert hat,
ist von diesen auch am meisten überliefert. Häufig kommt bei den
Römern auch eine Namengebung durch Adoption vor.
2.1 Tria nominina
Die drei Teile des Tria nomina sind das praenonmen = der Vorname,
das nomen gentile = der Familien, oder Sippenname und das cognomen
= der Beiname. Das nomen gentile bezeugt, zu welcher Gemeinschaft,
gens oder familia er gehört. Zur vollständigen Nomenklatur der
römischen Namengebung gehören später 5 Elemente. Zu den obigen
drei kommen die Abstammung (Filiation: Sohn des mit dem Vornamen
bezeichneten Vaters) und Angabe der tribus (Herkunftskriterium,
wichtig für das römische Bürgerrecht). Im Beispiel für Q. Lollius
Urbicus steht also "M.f." für Sohn des Markus. Quir(ina tribu) ist
die tribus-Zugehörigkeit.
2.2 -Ius und -anus
Die eigentlich römischen Gentilnamen sind oft mit der Endung -ius
gebildet. Bei den Latinern und anderen italischen Stämmen gab es
das Schema der Namen mit Endungen auf -anus, -enus, -inus, -acus,
-avus u.a. Das -anus Suffix wird im Laufe der Zeit im Cognomen
zusammen mit dem nomen gentile als persönlicher Beinamen
verwendet. Der Gentilname Lollius besteht also aus dem Stemma Loll
und dem römischen Suffix -ius. Das Cognomen Lollianus ist noch
nicht untersucht und taucht auch erst viel später auf. Ob nach der
Zeit von Kaiser Augustus das immer häufiger auftretenden Cognomen
"Lollianus" in einer Verbindung zum nomen Lollius steht, ist auch
noch offen, aber wahrscheinlich (Adoption). Lollii bezeichnet die
Mehrzahl.
Die Sprachwissenschaftlerin Anne S.E. Wittelsbürger hält aber auch
eine adjektivische Auslegung des "ius" für möglich.
2.3 Wechsel der Personennamen
In einem gewißen Widerspruch zur Erblichkeit des nomen steht die
Aussage von Alföldy in seinem Aufsatz "Die Personennamen in der
römischen Provinz Noricum" , L'onomastique Latine 1975 Nr. 564,
daß in der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts n.Chr. die Träger
der tria nomina, also auch die römischen Vollbürger ihren
Gentilnamen von Generation zu Generation wechseln konnten. Ein
Sohn bildete z.B. aus dem Cognomen seines Vaters einen neuen
Gentilnamen.
2.4. Frauenbeinamen
Es gab in der Kaiserzeit keine gesetzliche Regelung des
Frauennamensystems. In der Regel wurden zwei Namen verwendet. Der
Familienname mit Kasuswechsel und ein persönlicher Beiname als
Cognomen. Aus den in den Familien schon gebrauchten Kosenamen
wurden die Endungen -illa, ulla und -ina wurden dann offiziell
diese Suffixe in das cognomen übernommen und zum Individualnamen.
Bei beiden von mir untersuchten Frauen dieser Zeit, Paulina und
Saturnina Lollia kommt diese vor.
3. Römisches Bürgerrecht
Der Personenname war im römischen Bürgerrecht von besonderer
Bedeutung. Der Wert bestand in der Rechtssicherheit und der
Steuerbefreiung. Das Bürgerrecht war aber gewissermaßen auch
geldwerter Vorteil. Deshalb ist bei den Römern oft versucht worden
den Personennamen zu manipulieren. Die Beschreibung wer römischer
Bürger werden konnte, außer daß er gebürtiger Römer war, würde
hier zu weit führen. Wichtig für dieses Recht, aber auch für die
Einordnung der Personennamen sind zwei Daten, auch wenn sie
außerhalb der beiden ersten Jahrhunderte liegen. Am Ende des
Bundesgenossenkrieges 91-89 v.Chr. verleiht Rom den Italikern
Römisches Bürgerrecht. 212 n. Chr. wird unter Kaiser Caracalla in
der Constitutio Antoniniana allen Bürgern der freien Provinzen des
römischen Reiches Vollbürgerrecht verliehen.
4. Epigraphische und literarische Zeugnisse
Erfreulich ist, daß die Römer soviel in Stein gehauen haben. Auch
wenn die Literatur, die Geschichtschreibung und die Dichtung mehr
Möglichkeiten der Überlieferung hat, so ist doch, weil 2000 Jahre
dazwischen liegen, der Inhalt aus Grabinschriften,
Weihinschriften, Ehreninschriften, Bauinschriften, Gesetzestexten
und den fasti (Römischer Amts- und Festkalender) von großer
Bedeutung. Ebenso hilfreich sind die Münzen.
Die Münzen waren Massenkommunikationsmittel in der Zeit der Römer.
Die Ikonographie beider Seiten dieser Münzen sind vielfach der
Schlüssel zu Texten der Epigraphik.
Ein Beispiel für sprechende Steine sind die "Res gestae", die
Tatenberichte des Kaisers Augustus, die im Roma Tempel in Ancyra
(Ankara) gefunden wurden. Diese überlieferten Texte werden auch
als "Königin der Inschriften" bezeichnet.
5. Archäologische Erkenntnisse
Beim Studium der
Topographie Roms sind drei Forschungsergebnisse für die Historie
der Lollii bekannt geworden,
- die Horrea Lolliana (die Speicheranlagen)
- die Horti des Lollianus (die Gärten und das Atriumhaus) und
- die Fons Lollia.(die Lollianus Quelle)
5.1. Wo befanden sich die
Speicheranlagen (Horrea) der Handels- und Bankkaufleute der
Familie Lollii ?
Die Lolliani Speicheranlagen am Tiber im südlichen Stadtgebiet
Roms tauchen in fast allen antiken Stadtplänen und Beschreibungen
der alten Stadt Rom auf. Siehe hierzu die „Fundliste des bisher
untersuchten vom 20.11.2009". Wo sie sich befanden, wie groß sie
waren und Rekonstruktionsansichten gehen gut beschrieben daraus
hervor. Offen ist, seit wann sie dort existierten und seit wann
sie der Gens Lollii gehörten. Ein bedeutendes Datum der
Archäologen ist die exakte Lokalisierung im FUR des Severianischen
Marstadtplans Ende des 2. Jhd. Es ist davon auszugehen dass die
wirtschaftlich sehr aktive Familie nicht nur von Generation zu
Generation die Horrea Lolliani als Handelstandbein am Tiber
betrieben hat, sondern dass es mehrere aktive Familienmitglieder
in einer Generation gegeben haben muss.
Beginnend bei dem Landesfürsten, Lollius der Samniten im 3. Jhd.
v.Chr. Es folgten Cnaeus Lollius der 241 v.Chr.. Triumvir
nocturnus in Rom war, Q. Lollius aus dem 2. Jhd., der im
Verres-Prozeß erwähnt wird, L. Lollius der bei Sulla auf der
Prosciptionsliste stand, dem Censor L. Lollius aus Ferrentium, dem
Lollius der 102 v.Chr. Prokurator in der Provinz Asia war und
Lollius Palicanur aus dem Pincenum, der 71 v.Chr. Volkstribun war
und 67 Coskandidat gegen C. Calpurnius war. Es ist auch davon
auszugehen, dass schon im 1. Jhd. v.Chr. eine Familien Verzweigung
bestand und es unterschiedliche wirtschaftliche Verflechtungen
gab, bei denen die Lagerhäuser der Lollii am Tiber eine Rolle
gespielt haben. Über M. Lollius jr.2 als Zeuge für seinen Vater Q.
Lollius auf Sizilien, L. Lollius als Legat des Pompeius, das
Bankhaus Lolli in Rom, beschrieben für 64 v.Chr, die Lollia, die
67 v.Chr. als Gemahlin des A. Gabinius Capito beschrieben wird,
bis hin zu dem bekannten Münzmeister Lollius Palicanus 48
Münzmeister unter Caesar. Der weitere Aufstieg der
Familienmitglieder in Wirtschaft, Politik und Militär wird belegt
u.a. durch den ersten Konsul und der Familie "Markus Lollius cos
21 v.Chr".
Basis des weiteren Aufstiegs war wohl immer der Handel in den hier
beschriebenen Lagerhäusern. Der Wohlstand der Gens Lollii im 1.
Jhd. v.Chr. und im 1. Jhd. n.Chr. kommt besonders deutlich durch
die an anderer Stelle beschriebenen „Horti Lolliani", dem
Atriumhaus und den großzügigen Gärten im Stadtkern des alten Rom,
innerhalb des Pomeriums, in der Regio IV, in der Nähe der Porta
Viminalis, zum Ausdruck. Bis wann dieser Wohlstand auch den Besitz
der Horrea beinhaltete konnte bisher nicht herausgefunden werden.
Auf einer Karte des 4. Jhd. n.Chr. trägt dieses Planquadrat der
Lagerhäuser am Tiber einen anderen Namen.
Für die Archäologen gehören die Horrea in das Kapitel Nutzbauten,
im Gegensatz zu den Kaiserpalästen, Sacralbauten u.a.
5.1.1. Die Bedeutung der Häfen
und Speicheranlagen am Tiber für Rom
Die Versorgung der Stadt Rom hing stark ab von einem
funktionierenden Hafen am Tiber.
Früher befand sich der Handelshafen Roms mit seinen
Speicheranlagen am Flußknie, südlich der Tiberinsel. Ende des 3.
Jhdt v.Chr. reichten die dortigen Hafenanlagen nicht mehr
aus und es wurde ab 193 v.Chr. ein neuer Flußhafen auf Höhe
des Forum Boarium, im Gebiet südlich der Porta Trigemina angelegt.
Hier wurden zahlreiche Speicheranlagen errichten, die Privatleuten
gehörten. Überliefert ist auch, dass im Jahre 68 Kaiser Galba
einen Teil der Horrea in kaiserliches Patrimonium überführte und
diese Speicher dann Horrea Galbana hießen. Schon unter Kaiser
Claudius wurden die etwas weiter flußabwärts liegenden Horrea
Lolliane von der kaiserlichen Verwaltung konfisziert. Die
Entwicklung und das Wachstum Roms machten immer größere
Hafenanlagen und Speicher notwendig. Schon unter Claudius wurde
der Hafen in Ostia ausgebaut und über einen Treidelweg am linken
Flußufer das Emporium in Rom mit dem Hafen in Ostia
verbunden.
5.2. Das Atriumhaus der Lollii
im Zentrum von Rom
Die vier Tribuse der alten Innenstadt waren Esquilin, Palatina,
Collina und Subura. Das Atriumhaus mit seinen Gartenanlagen ist
als Stadtwohnung der Lollii am Esquilin anzusiedeln. Bei dieser
Verortung gehe ich von der Tafel VII bei Jordan1 aus.
Dieser „Horti Lolliani", dieser als Garten benzeichnet Wohnplatz
drückt sicher vieles aus.
Es ist Wohnung der Familie und Arbeitsplatz des Konsuls des
Römischen Reiches, Markus Lollius, Konsul 21 v.Chr. Die Gens
Lollii lebte sicher nicht vollständig in Rom, sondern hatte nach
wie vor das Landgut in Ferentium als Familienmittelpunkt. Es ist
auch davon auszugehen, dass die Lollii, die in der Einwohnerliste
von Herculaneum stehen, die nach dem Ausbruch des Vesuv, 79 n.Chr.
Angehörige der Gens Lollia sind, die in der Sommerresidenz gelebt
haben. Die neueste Rekonstruktion dieses Stadtteils mit dem
eingezeicheten „Haus des Lollianus" findet sich G. Chaillet in
„Das Rom der Kaiserzeit".
5.3. Die Untersuchungen zur Horti
Lolliani
Die schon 1907 von Jordan/Huelsen veröffentlichen Ergebnisse
seiner Forschung zeigen in ( Jordan H./Huelsen Ch., Topographie
der Stadt Rom im Alterthum, 1.Bd. 3. Abt.) auf Karte VII3 wo die
Stadtwohnung der Handels- und Bankkaufleute Lollii als
Atrium-Wohnhaus mit großen Gartenanlagen (Horti) gelegen hat. Es
ist der direkte Stadtkern der Stadt Rom in der Zeit der
klassischen Römischen Republik In diesem Stadtkern lagen vier
Tribusbereiche der Stadt Rom, u.a. die Subura. Die in dieser Karte
eingezeichnete alte Bebauung Thermae Diocletioanae (Klosterkirche
St. Maria degli Angeli) und Collegia Massimo sowie die spätere
Bebauung mit den Straßen Colli Vininalis und Principale Amedeo und
der heutigen Statione Termini grenzen an diese Stadtwohnung. Der
Hinweis auf Seite 338/339, dass es sich um Wohnungen in
Kaiserlichem Besitz handelt ist für die Kaiserzeit sogar
zutreffend. Kaiser Caligula ( 1. Jhd. n.Chr.) hat die Enkeltochter
des Konsuls Markus Lollius zur Frau genommen (seine 3. Ehe) um an
ihr Vermögen zu kommen, zu dem auch dieser Besitz gehörte. Wann
die Gens Lollia diesen Besitz erworben hat, ob schon im 2. Jhd.
oder erst im 1. Jhd, v.Chr., war bisher nicht zu recherchieren.
Weitere Ausführungen dazu mach Richardson in seinem Dictionary of
Rom auf Seite 199. Platner/Ashby gehen nur kurz auf die Horti
Lolliani ein, meinen aber Lollia Paulina sei schon die Tochter und
nicht die Enkeltochter des Konsuls Markus Lollius von 21 v.Chr. (
s. hierzu auch die Fundliste des Untersuchten vom 20.11.2009).
Wenn man einen aktuellen Stadtplan von Rom zur Hilfe nimmt, z.B.
den ADAC-Plan von Christiane (ADAC 2002), so findet man beim
Hilfspunkt 103 „S.Maria degli Angeli" das heutige Gebiet auf dem
früher diese großzügige Stadtwohnung gestanden hat.
Die Gens Lollii war in der Römischen Republik schon so wohlhabend,
dass sie nicht nur
diese Stadtwohnung unterhielt, sondern auch große Ländereien in
Ferentium besaß, wo u.a. auch Markus Lollius um 51 v.Chr.g.
geboren wurde. Dazu kamen der Besitz der hier auch untersuchten
Speicheranlagen und Lagerhäuser (Horrea Lolliana) und die
Sommerresidenz in Herculaneum.
5.4. Die Lollianus Quelle am
westlichen Abhang des Caelius
In der frühen Besiedlung Roms gab es eine Wasserversorung aus
eigenen Quellen der sieben Hügel von Rom. Erst später wurde die
technisch sehr imposante Wasserversorung über kilometerlange
Kanäle aus den umliegenden Bergen, verschiedene Viadukte und
städtische Wasserleitungen gebaut.
Am Fuße des Caelius, einem der sieben Hügel, gab es zahlreiche
gute Quellen. Aus Inschriften sind unter anderem die „Fons
Lollianus" bei Jordan beschrieben. Die Quellen allgemein werden
durch gefundene Inschriften belegt, genauso wie die Fons Lollianus
bei
Platner/Ashby am Fuße des Caelius.
6. Literarische QUELLEN und ihre Wahrheit
Nicht erst die Interpreten von Quellen sondern schon die
Geschichtsschreiber selber sind zu hinterfragen. Am Beispiel des
Consuls M. Lollius *64 v.Chr. + 02 n.Chr. kann man deutlich
erkennen, wie Personen und Ereignisse unterschiedlich beschrieben
werden. M. Lollius taucht heute in fast allen Werken, ob im Pauly
oder in anderen Geschichtsbüchern, im Zusammenhang mit einer 17 v.
Chr. verloren Schlacht gegen die Germanen auf. Zeitgenossen von M.
Lollius, wie Horaz und Velleius schreiben über ihn. Der eine sein
Freund, der andere sein Feind. Jede Quelle nach diesen Beiden ist
also gefärbt, je nachdem, auf wen sie sich beziehen. Also auch
große Römer wie Cassius Dio, Strabo, Sueton, Tacitus u.a.
berichten nur aus zweiter Hand. Der Verlust des Legionsadlers
wurde zur "Clades Lolliana". Eine heutige Beschreibung dieses
Ereignisses bei Dr. Marcus Junkelmann in, "Die Legionen des
Augustus", Mainz 1986 lautet so. "Ein wesentliches Motiv hierfür
mag in der "Clades Lolliana" bestanden haben, einer Niederlage,
die der Legat Marcus Lollius durch die in Gallien eingedrungenen
Sugambrer im Jahre 17 oder 16 erlitten hat. Sie war laut Sueton
mehr schändlich als schädlich, wurde aber später bedeutend
aufgebauscht, da Lollius ein Intimfeind des Tiberius war."
7. Literarische Zeugnisse
Als Schriftsteller selber tauchen nur "Lollianos" und "
P.Hordeonius L." auf. (Vgl. Emilie Boer, DNP Bd. 7 S.427) Alle
anderen sind durch ihre Beteiligung am gesellschaftlichen,
politischen und militärischen Geschehen in Erscheinung getreten.
Ein grober Überblick der Quellen und Sekundärliteratur findet sich
im Kap. Literaturliste.
8. Die Lollii aus dem 3.u.2.JH.v.Chr.
Die hier beschriebenen Lollii sind nur beispielhaft genannt, weil, wie aus dem CIL zu ersehen, es schon sehr viele dieses Namen gibt.
Erst sehr spät habe ich in meiner Namenforschung die Zusammenhänge
zwischen dem Römer M. Lollius *ca. 64/63 v.Chr. + 02 n.Chr., der
ein Freund von Augustus war, und dem Legaten Marcus Lollius, der
im Römerlager in Oberaden erwähnt wird, gesehen. Auf einer der
Schautafeln im Römermuseum in Oberaden heißt es: " Seit der
Eroberung Galliens, 58-51 v.Chr. unter C.Julius Caesar bildete der
Rhein die Grenze zu den germanischen Gebieten. Nach wiederholten
Grenzüberschreitungen durch die Germanen kam es 16 v.Chr. zu einer
demütigenden Niederlage der 5. Legion unter Marcus Lollius. Sie
wurde zum Anlass für eine, von Kaiser Augustus geplante, groß
angelegte Germanienoffensive."
Augustus als Octavian
Foto aus "Kaisersaal, Porträts aus den Kapitolinischen Museen in Rom", Köln, Römisch-Germanisches Museum 1986
Was sich 16 v.Chr. hier an der Lippe wirklich abgespielt hat,
wird von den Historikern durchaus unterschiedlich beurteilt. Die
einen sagen Lollius verlor eine Schlacht gegen die Germanen und
machten daraus -die clades Lolliana". Die anderen sagen, bei einem
Streifzug durch germanisches Gebiet überfielen Germanen die V.
Legion von Lollius und erbeuteten den Legionsadler. Wenn man aus
der Geschichte die Bedeutung der Legionsadler für die Römer kennt,
wird klar, warum der Verlust eines solchen Legionsabzeichens, eine
Schande für das ganze Volk der Römer ist. Richtig ist aber wohl,
dass diese Attacke der Germanen die Pläne für die Gründung des
Römerlagers an der Lippe (heute Oberaden) 11 v.Chr. unter Drusus
auslöste und den Rahmen der Kriegshandlungen zwischen den Römern
und den Germanen, hin bis zur Varus-Schlacht 9 n.Chr. bildet. Über
die Grabungen berichtet Dr. J.S.Kühlborn in seinem Buch "Germanien
habe ich befriedet " Münster 1995 und die neuesten Erkenntnisse
zur Varusschlacht beschreibt Wilm Brepohl in seinem Bericht "Neue
Überlegungen zur Varusschlacht " in Schriftenreihe der
Geographischen Kommission für Westfalen Landschaftsverband
Westfalen-Lippe Heft Nr. 31, Münster 2001. In diesem Heft wird in
einem zweiten Aufsatz u.a. auch die Schifffahrt auf der Lippe, als
Wasserweg zur Versorgung der römischen Militärlager an der Lippe
beschrieben.
Nun noch mal zu M. Lollius, die wichtigsten Daten dieses Römers
sind:
9.3. Der Römer Q(uintus) Lollius Urbicus im 2.Jh. n.Chr.
Er ist wohl der Lollius der die größte Karriere gemacht hat. Bei
fast allen Historikern der alten Geschichte kann man etwas über
ihn finden. Wann seine Familie aus Rom oder Italien in die Provinz
Africa gegangen ist konnte ich noch nicht herausfinden. Da er sich
lange Zeit in direkter Kaisernähe (Hadrian, Antoninus) befunden
hat, gibt es viel Material über ihn. Seine Familie, sowohl die
Vorfahren als auch die Nachkommen waren sehr wohlhabend. Die
wesentlichen Daten von Urbicus.
sind auf der Hauptseite der homepage aufgeführt. Eine Übersicht
seiner zivilen und militärischen Laufbahn, sowie der beruflichen
Stationen innerhalb des Römischen Reiches, zeigt die nachfolgende
Graphik.
9.4. Die Totenehre der Römer im 1. u. 2. Jahrhundert
In der Augusteischen Zeit ließen sich die wohlhabenden Bürger
Roms schon zu Lebzeiten ein Grabmal bauen. Eine typische Form der
Grabmale war eine gewaltige Tumulus-Grabstätte. Ähnlich wie das
Augustus-Mausoleum und das markante Grabmal der Caecilia Metalla
an der Via Appia, war das Familiengrab der Familie Lollii in
Africa. In dem heute noch zu besichtigenden Grabmal, das am Rande
der Stadt Tiddis in Algerien steht, wurde auch Quintus Lollius
Urbicus beigesetzt.
10. Herculaneum
Die neuen Grabungen in Herculaneum, wie sie in "Die letzten
Stunden von Herculaneum" beschrieben werden, haben verkohlte
Papyrus-Rollen und Inschriften hervorgebracht, aus den 500
Namen der rd. 4000 Einwohner im Jahre 79 n.Chr. ermittelt werden
konnten. Von der gens Lollii sind acht Männernamen darunter, davon
drei Freigelassene. Sie gehören alle zur Famlie Quintus Lollius.
Ob dies Vorfahren des späteren Konsuls Quintus Lollius Urbicus
sind ist noch nicht untersucht.
Zusammenfassung
Die Namengebung ist aufgrund der Kultur der Gesellschaft und der
Gesetze sehr differenziert zu betrachten. Für jede einzelne Person
sind nicht nur die Beziehungen zu den Vorfahren und die erste
Namengebung beim census wichtig, sondern auch andere Ereignisse im
Leben einer Person im römischen Reich, wie cursus honorum ,
Heirat, Erbfolge, Adoption u.a. Das Ergebnis der Untersuchung des
3. und 2. Jh. v.Chr. das Bestehen der Gens Lollia. Lollius der
Samnite und Cnaeus Lollius sind mehrfach belegt. Die Römische
Geschichtsschreibung über die Samniten-Kriege und die Punischen
Kriege liefert viele Hinweise. Ein glücklicher Umstand war sicher
auch, dass der Römische Konsul C. Fabius Pictor 269 v.Chr. vom
Senat in Rom den Auftrag erhielt, den Freiheitskämpfer der alt
italienischen Bergvölker, Lollius den Samniten, zu bekämpfen und
zu besiegen. Das dieser Fabius Pictor auch gleichzeitig erster
Römischer Geschichtsschreiber war, erhöht die Qualität dieser
Informationen. Bei der Untersuchung des Cnaues Lollius kam
hilfreich hinzu, dass er als Einer von Dreien in einem
Dreimännerkollegium beschrieben wird und Rückschlüsse erleichtert
wurden. Vom 1. Jahrhundert v.Chr. an taucht der Name Lollius oder
Lollianus schon sehr oft und an prominenter Stelle auf. 21 v.Chr.
gibt es mit M. Lollius den ersten Konsul. Auch in der Literatur
werden Lollii beschrieben, wie bei Horaz. Die Gens Lollia ist hier
wohl endgültig, obwohl nicht stadtrömisch, in die Nobilität
aufgestiegen.
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- Zonarae, Joannis, Annalium Lib VIII S. 653/654, 1864
- CIL, Pars Prima 1881, Pars Secunda 1882, Pars Posterior 1877,
Pars Sexta 1926,
Pars Sexta Indices 1980, Pars Sexta Indices 2006, Pars
Septima 1975, Pars Octava 1996
- DNP
- PIR-Stichwortliste der Gens Lollia
Stand 31.03.2020
Fritz Loll